Studentinnen der Kindergartenpädagogik fragen, Hans antwortet:
 
Lieber Hans Söllner!
Wir sind Studentinnen der Bakip (Bundesanstalt für Kindergartenpädagogik) 8, Albertgasse 38, 1080 Wien, und befassen uns im Fach Pädagogik mit dem Thema „Erziehung – Beziehung“, sowie deren Zusammenhang bzw. deren Wechselwirkung.
Uns würde interessieren, was SIE zu dieser Thematik meinen. Vielleicht finden Sie ein wenig Zeit, um unsere Fragen zu beantworten.
Wir bedanken uns im Voraus,

 

 
1)  Was bedeuten für Sie die Wörter „Erziehung“ und „Beziehung“?
Leider haben in der heutigen Zeit beide Worte einen negativen Touch. Denn Erziehung hat heute immer etwas mit Zwang zu tun. Beziehung übrigens auch. Denn würde es keine Gesetze geben und Leute die von sich behaupten sie wüßten wie der Mensch zu sein hat, würde man nur durch Vorleben erzogen werden. Natürlich kann auch das falsch sein, aber wenigstens passiert das nicht unter Zwang und du kannst dich selbst entscheiden.
 
 2)  Was bedeutet für Sie das Wort „Beziehung“ in Hinsicht auf Kinder?
Es ist sehr schwer auf solche Fragen zu antworten, da ich weder ein Erziehungs- noch ein Beziehungsmensch bin. Ich bin von meinen Eltern weder erzogen noch bezogen worden. Ich war mit einbezogen, aber nicht im heutigen Sinne von Be- und Erziehung. Ich merke an diesen Fragen, woran es scheitert mit Kindern anständig umzugehen. Man möchte sie erziehen zu etwas, was man heute wieder „brauchen könnte“, zu anständigen Menschen. Doch frage ich mich, wer von ihnen ist anständig? Vielleicht sie, die mit drei verschiedenen Männern im Monat schläft, oder ihre Kollegin die im Keller verstohlen Marijuana raucht, oder der Kindergartenvorsitzende, der seine Frau heimlich schlägt, oder die Kollegin aus dem anderen Kindergarten, die 40 Kg Übergewicht hat, oder ein Alkoholproblem? Oder wir kennen sie doch, die Pausenaufsicht, die mit der Zigarettenkippe im Mund auf sechsjährige aufpasst, oder nach Nikotin riechend die Geruchsnerven meines zweijährigen Sohnes strapaziert.

Wir sollten uns auf die einfachen Werte zurückbesinnen, die da sind: Freude, Liebe, Verständnis, Achtung, Angst die Kinder haben, wenn sie mit zwei Jahren in die Krabbelgruppe kommen, weil irgendwelche Ministerinnen ihre vier Kinder im Alleingang großgezogen haben. Was für mich nur bedeutet, daß auch diese Ministerinnen Defizite haben, die sie daran hindern mit Menschen zusammenzuleben in einer Beziehung. Mir gibt es zu denken, daß diese Welt nur noch aus Patchworkfamilien besteht, in denen die Männer bis zum Existenzverlust ausgenommen werden und Frauen ihren Mann stehen müssen. Mir gibt es auch zu denken, daß 19jährige Erzieherinnen die aus ebensolchen Familien stammen, meinem Sohn mit zwei Jahren Werte vermitteln sollen, die sie jetzt in Kursen oder Ausbildungen erlernen.

Im Näheren werde ich auf die Fragen nicht mehr eingehen, denn das ist es gerade was ich glaube das zur Zeit falsch gemacht wird. Es wird eine Frage gestellt und irgendein schlauer Mann gibt eine Antwort darauf und 70.000 Menschen glauben, daß ein 85jähriger der keine Haare mehr hat weiß, was ein 14jähriger braucht, der einen Irokesenschnitt hat.

Meine Damen, lassen Sie sich nicht so sehr auf dieses Spiel ein, bei dem sie ganz bestimmt in 15 Jahren mit einem Burn out Syndrom und zum Teil gewalttätig Ihre eigenen Kinder erziehen.Machen Sie jeden Tag, wenn alle Kinder in Ihrem Kindergarten sind, einen Stuhlkreis, geben Sie jedem Kind eine Karotte und einen Schäler in die Hand  und zeigen Sie ihm nur, was Ruhe bedeutet. Schauen Sie sich zwölf verschiedene Gesichter an. Sympathische und – ich weiß es – auch unsympathische und lernen Sie selbst, sie zu lieben wie sie sind. Wenn Sie das irgendwann können, hoffe ich, daß ich nochmal ein Kind habe und ich schicke es Ihnen vorbei.

Hans Söllner
 
3)  Wie stehen für Sie „Erziehung“ und „Beziehung“ im Zusammenhang?
… 
4)  Warum erzieht man überhaupt? Welche Absichten stecken ihrer  Meinung dahinter?
  
… 
5)  Wie versuchen Sie eine Beziehung zu Ihrem Kind/ihren Kindern herzustellen bzw. wie haben Sie diese hergestellt?
… 
6)  Könnten Sie sich vorstellen, dass eine „Eltern – Kind – Beziehung“ ohne Erziehung auskommen kann?
… 
7)  Wie würden Sie den Begriff „Erziehung“ werten? Passt dieser Begriff in Ihr pädagogisches Verständnis der heutigen Zeit, oder würden Sie eine andere Begrifflichkeit wählen und wenn ja welche?