Besetzung des Geländes der eingestürzten Eislauf- und Schwimmhalle in Bad Reichenhall
Pressemitteilung Hans Söllner vom 15. Januar 2009
Heute, den 15.01.09 versuche ich zu erklären, warum ich morgen, den 16.01.09 um 14.00 Uhr mit einer Sitzblockade auf dem Gelände der eingestürzten Eislaufhalle von Bad Reichenhall an der Münchner Allee beginne.
Nach dem Einsturz der Eislaufhalle 2006 waren die Solidaritätsbekundungen von Bad Reichenhall für die Hinterbliebenen groß und man hatte den Eindruck, dass immer nur Katastrophen wichtig sind, um die Menschheit daran zu erinnern, dass Solidarität ein wesentlicher Bestandteil für ein menschliches Zusammenleben ist.
Ich bin Reichenhaller und wie alle anderen Reichenhaller bin auch ich Betroffener von dieser Katastrophe. Immer noch und auch für den Rest meines Lebens werde ich, wenn ich nach Reichenhall fahre um einzukaufen, daran erinnert, dass ich wie alle anderen Reichenhaller nichts getan habe, um diese Katastrophe zu verhindern. Wie alle anderen habe auch ich schon Monate vorher davon Kenntnis bekommen, dass die Eislaufhalle renovierungsbedürftig ist, aber ich natürlich nicht für diese Renovierung zuständig bin. Ich glaube, dass die meisten so gedacht haben. Nur wer ist dann zuständig?
Ich habe eine ziemlich einfache Denkweise in Bezug auf diese Sache. Als dieses Hallenbad mit der Eislaufhalle für uns Reichenhaller gebaut wurde mussten wir durch örtliche Steuern und Eintrittsgelder den Bau und Erhalt dieses Bauwerkes finanzieren. Es war nicht unsere Aufgabe als Bürger, dafür zu sorgen, dass diese Eislaufhalle und das Hallenbad sicher sind, so wie es nicht die Aufgabe eines Automobilherstellers ist, dafür zu sorgen, dass nach 35 Jahren die Bremsen von meinem Fahrzeug funktionieren. Es war Aufgabe der Stadt Bad Reichenhall, sprich der Oberhäupter, die durch uns Bürger bezahlt werden, für uns Reichenhaller dafür zu sorgen, dass wir uns in dieser öffentlichen Einrichtung geborgen und sicher fühlen.
Es ist bezeichnend für die Stadtoberhäupter aller Parteien, die in Reichenhall jemals an der Macht waren, die Taktik des Aussitzens zu praktizieren und wir Reichenhaller haben uns im Laufe der letzten 35 Jahre so daran gewöhnt, nichts dagegen zu tun, wodurch auch eben diese Katastrophe passieren konnte. Egal um was es immer ging, wir haben es uns einfach gefallen lassen mit dem gedanklichen Hintergrund, dass wir eh nichts ändern können und dass sie sowieso immer im Recht sind. Nach monatelangen Ermittlungen, Schuldige für diese Katastrophe zu finden hat man gehofft, dass Gras über diese Sache wachsen wird und es wäre beinah geglückt, wenn ich nicht wüsste, dass es für manche Leute in dieser Stadt unmöglich ist, Gras über diese Sache wachsen zu lassen. Nach all der Zeit habe ich mich nun persönlich dazu entschlossen, kein Gras über diese Sache wachsen zu lassen und mich einfach gegen die Pietätlosigkeit der herrschenden Parteien in Bad Reichenhall zur Wehr zu setzen. Nicht genug, dass Menschen bei dieser Katastrophe gestorben sind, nicht genug, dass die unbürokratische Hilfe nicht unbürokratisch war, nicht genug, dass man uns nicht davon informiert hat, dass es beschlossene Sache war, auf diesem Gelände eine Fachhochschule zu bauen, wird nun, und das bringt das Fass zum überlaufen, ein demokratisches Bürgerbegehren, bei dem die Mehrheit der Reichenhaller Wahlbeteiligten, nämlich 53% für ein neues Familien- und Freizeitbad mit Eislauffläche am alten Standort positiv abgestimmt hatten durch wieder die alte Taktik des Aussitzen missachtet.
Ich glaube, dass es für alle Reichenhaller, die für ein neues Hallenbad mit Eislauffläche am alten Standort gestimmt hatten, wichtig war, eben wieder an diesem Platz der Katastrophe eine Familien- und Kinderbegegnungsstätte, sprich eine Eislauffläche mit Familien- und Sportbad zu errichten. Ich glaube, dass die Mehrheit der Reichenhaller Bürger es satt hat, es sich gefallen zu lassen, dass egal durch welche herrschende Partei ihr Engagement und ihre Gefühle für die Betroffenen einfach nur missachtet werden.
Mit dieser Sitzblockade, die wir am 16.01.09 um 14.00 beginnen möchte ich noch einmal trotz aller Politikverdrossenheit und Wahlmüdigkeit die Menschen in Reichenhall freundlich dazu aufrufen, gewaltlos und energisch durch ihr Erscheinen und eine Unterschriftensammlung ihrer Wut und Traurigkeit über soviel Unverständnis und undemokratisches Verhalten dieser Stadtoberhäupter Ausdruck zu verleihen. Jeder kann bis zum 10.02.09 am alten Standort Münchner Allee friedlich an unserer Protestkundgebung teilnehmen und in einer Liste für ein neues Sport- und Freizeitbad und die Aufrechterhaltung des Bürgerbegehrens 2008 seine Unterschrift abgeben. Diejenigen, die die Zeit haben, bei dieser Sitzblockade mitzumachen, sollten daran denken, sich warm anzuziehen.
Da ich keiner Partei angehöre, kann ich mir erlauben, ohne politische Hintergründe zu dieser nicht angemeldeten Aktion aufzurufen.
Ich freue mich auf euch, ich freue mich auf Solidarität im Kampf für Demokratie und Freiheit.
Hans Söllner
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