Anhörung der Tonaufzeichnung

Dez.14 vom 9.03.88 in der Gaststätte „Wirtshaus im SchLachthof“,
Zenettistr. 9,  8000 München 2
Zeit: 21.00 Uhr – 23.37 Uhr

[…]
Diese Niederschrift erfolgte nach Anhörung des Tonbandes […] in Mundart und wurde so gehaLten, daß sie allgemein verständlich sein dürfte. Die ZähLwerksnummer kann differieren, je nachdem das Band eingelegt wurde. Die relevanten Auszüge sind festgehalten. Unverständliches ist durch Punkte … ersetzt.

„Grüß Guch, ich bin der Hans Söllner.
für all‘ diejenigen, die gestern da Waren, hab‘ ich eine Über¬raschung: Ich spiel genau dasselbe. I bin a Asozialer aus Berchtesgaden, da gehn die Meinungen a bisserl auseinander.
Die einen sagen, i bin a Asozialer, die andern sagn, i bin a absoluter Freuenfeind…
Wie stellst ‚denn du dir die Beziehung vor, ich stell’mir vor, daß i dich anruf; i hab’net viel zeit . . .
i möcht da nichts pauschalieren, i weiß nicht, warum das keiner versteht…
Die 783 Polizisten, die wo i kenn, da san viere voll drauf
652 san blöd, 18 San halbblöd oder was . . .
Das warn sicherlich noch nicht alle . . .

Weil i ein Asozialer bin, hab i mir ein neues Auto gekauft .. Mercedes Ein Cabriolet, das einzige Auto, das zu mir paßt …Beim Einparken kommt ein älterer Herr auf mich zugschossen.
Sie, sagns amaljunger Mann, wie kann man sich mit ihrem

Alter und ihrem Aussehen so ein Auto leisten? . . .
Habe eine Sozialhilfenachzahlung kriagt! Hat rumgeplärrt,
daß ich eine Kapitalistensau bin, weil i einen Mercedes Benz fahr‘. . .
(ab hier Gesang)
I kaf ma ein Mercedes, erste Raten hab‘ ich sofort bar zahlt, Logisch hab‘ i gsagt, hey Mann, du brauchst ein Cabriolet, dann moanat d’Leut, du hast vui Geld. Der ei ne gibt’s Geld aus bloß zum Saufen, der andere tragt’s ins Puff und bumst sich irgendwann z’Tod.
I hab‘ mir von meim, Geld ein Mercedes Kauft
und der Herr Groß-Sponsor die Junge Union . . .
Sagen einige ganz freundlich ‚Grüß Gott’zu mir, sie buckeln und die Tür halten’s mir auf.
Jedem Asozialen sein Mercedes Benz, hab‘ i mir denkt, hat
net der GEIßLER a oan oder wia hoaßt er, da oberasoziale Josef STRAUß . . . G’habt hat . . . neidisch reißen’s alle d’Fotzn
auf und mir macht’s Spaß, wenn i ganz Langsam durch die
Gegend fahr, weil i das einzige bin, was nicht zu dem Auto paßt.
Natürlich bin ich sofort obi . . . nach Schwabing .. die Ampel ist auf rot und i bleib steh‘, jeder plärrt daher .. stehst nicht auf Opel, schon gar nicht auf oan Golf GTI . . . steh‘ auf oan Mercedes Benz, ja sag i, da hast ein Pech, weil mein Benz steht Leider net auf di .. hat sagt, tut mir Leid. Aber wenn ich’s mir recht überleg hat’s gmeint, und hat’s mich
so komisch angschaut, a halbe Stunde hätt‘ i scho noch Zeit . . . I I versprich dir, daß ich mich schick. I bin an die Tankstell hingfahrn, sie hat mein ganzen Wagen rausgsaugt .. sauer wars, weil’s gmoant hat, daß ichs fick . . .

. . . wie der Thomas Gottschalk, und dann schaut’s mich an, ich schau a net grad guat aus . . da meinen d’Leut, du hast viel Kohle. Und wenn’s nach Kohle ausschaugst, kriegst a schöne Frau.

Es ist scho traurig, wieviel blöde Frhun es gibt bei uns … Schaun, was einer hat und wenn’s auffällt … keine kennt,, wenn i mit oam Madl durchd Gegend fahr. Fahr i weiter mit meinem Mercedes durch die Gegend … Scheißegal, was ihr von mir denkt, aber erzählt’s mir ja nicht, daß ihr alle meine Freunde seid’s, weil es wurscht ist, in was für einem Auto ich sitz.
038
Mir ist aufgfall’n, daß gestern 2 Polizisten da waren, die habn mit dem Diktiergerät mitgeschrieben … solln sich eine
Platte kaufen … Platten hab ‚ich heute dabei

Mir ist aufgefallen … wahnsinnig viel leute … Politiker
und Privatleute … einen hab’i total übersehn und zwar den Herrn GAUWEILER …
Der GAUWEILER, des ist der Mann, der wia so asschaut, wie wie noch vor uns
wenn wir die Reichskristallnacht um oans hätten.
(Publikum klatscht Beifall) . . . Bei seinem Verdienst kann er es sich sicherlich Leisten, daß er bis Nürnberg aufi fahrt.
wahrscheinlich in Dachau
Der GAUWEILER … a grad er … wird vorn an der Pfortn sitzen,
imma
wenn die ersten Aids-Kranken kommen … Solche Leut, wie den
GAUWEILER brauchen wir, sonst wird’s zu Langweilig in unserm, Land. Für mich ist er sowieso a bisserl o’ghaucht …
Der Peter hat nichts mehr zu tun, er freut sich auf den Afternoon.
(Bis hier hat FC. Schultze vom Dez. 14 das Tonband verfolgt und mitgeschrieben) (Text durch Sb~ neu übertragen)
Es wird ein Lied über Berchtesgaden angekündigt.

Das Schönste in Bayern ist auf der ganzen Welt bekannt wie jeder weiß, s’Berchtesgadener Land, ein Haufen Natur,
die Berge rundum, kristallklares Wasser und Leut’san sau¬dumm. Da wachst no der Enzian, do siecht ma no Reh, auch wenn’s in der Straßn fLackt, trotzdem is schee …
An Restverkauf … drin in der Stadt … Am Samstag auf’d Nacht … beim Wirt bei 15 Mark Eintritt, da weißt, was dir blüht. Du werd blattelt und Hergfotzt … von Mai bis Oktober hat Berchtesgaden Saison.

Aber der Himmel ist schwarz und ned blau wia g’hört. Und das Gras wachst g’scheid … die haben’s Hirn in die Ober¬arm und worauf i grad sitz.
Alle rennens mit eingezogene Köpf umeinand, nach ganz großem

Vorbild, FRANZ JOSEF genannt … weil ein Bayer bloß von am

Bayern was G’scheids Lerna ko.

Trotz allem, ich steh’zu der Rass‘, wo ich gehör, auch wenn ich nichts sieh, nichts merk’und nichts hör.
I gib d’Hoffnung ned auf, daß der Letzte bald spannt, alles woLLen’s verkaufen, nur nicht Leut‘ und das Land.

(Beifall)

(es fallen Worte ‚Mama ziag dei Schürz’n aus)
… und weil wir gerade bei der Polizei sind, muß ich gleich
a bisserl was erzählen … bin mit meim Mercedes in Ruh-
polding gewesen… Polizei ist vorbeigefahren… Asozialer …
zu Langsam sind…das ist eine Routinekontrolle, Fahrzeug
papiere bittschön … alles in Ordnung … Verbandkasten
dabei…habe ich mein Warndreieck gezeigt, bin ausgestiegen, hab’die Kühlerhaub’n aufgmacht,…was machen sie da jetzt.?

weil du schon dabei bist, kannst du öl und Wasser auch
nachschau’n …

Wissen’s, warum die Reichenhaller Polizei und die Ruh- poldinger Polizei…die ganze Polizei in Deutschland…
ich weiß nicht, wo die herkommen, die sind strafversetzt
aus Niederbayern.

…weibliche Polizei…tut’s alle mitsingen, wenn’s
möcht’s, aber wie gesagt, beschränkt es auf den Refrain, weil sonst vergeß’ich gleich den Text.
…es gibt…ein paar recht Liebe,der Großteil aber ist schiach…grad von einer besonders schiach’n hab

i an Strafzettel kriagt…a blödes G’schau in Uniform. I geh’zu ihr hin und sag‘,…zum Verhandeln gar nicht fähig, weil’s g’nuschelt hat wia d’Sau, hätt’s mir den Wisch in d’Hand geb’n, die selten dumme Frau.
Ja, ja ja, Mama ziag Schürz’n aus, schmeiß dich in
Uniform,
es san bei unserer Polizei schon Blödere was worn. Ich sag‘, daß ich nichts annehm‘, von Leut‘, die ich
nicht kenn’…
worn.

du selten schiacha Nacthscherbn, des machst ned Mit mir
und du warst ned die erste, der i deswegen eine schmier’… Führerschein, sag i, hab i kein, ganz bestimmt nicht zei
gen, aber das Auto muß doch angemeldet sein,…
Ja, ja, ja, Mama ziag Schütz’n aus, schmeiß‘ dich in
Uniform, es san bei unserer Polizei schon blödere was
Da sag’ich drauf, du Rindvieh, was glaubst du, was du bist,
für mich bis du mehra als ein Häuferl voller Mist. Und

wenn der Scheißdreck groß werd, dann stinkt er umso mehr . . . da brauch’ich doch nur dich ansehen und haLt’mir die Nas’n zu.
Da kriagt die Frau an Schreikrampf und plärrt nach der Polizei … bist doch selber dabei. Und außerdem beruhige dich, ist doch gar nicht mein Wagen. …
Ja, ja, ja, Man ziag ag dei Schürzn aus, schmeiß di in Uniform, es san bei unserer Polizei schon blödere was worn.
(Beifall)
… ins Bett nimmt und was dann … zun, Schluß ein Aufruf an die Jugend in puncto Sexualität, man nimmt als Beispiel den Herrn GEIßLER viel Onanieren, des macht’blöd …
(Beifall)
… an ihm hat man’s gesehen … an unserer Regierung Lauter Wichser sitzen.

Alles, was ich heute gesungen habe, ist meine Meinung zu meiner Meinung kann ich stehen … Die Repubiikaner,
das ist dieselbe Scheiße in Braun, … Fußgängerzone gegangen
… sind ein Haufen Burschen ‚rumgestanden mit 17, 18 Jahren
… Kaufhof umeinand, ham’s braune Uniformen an, ein Haken—
kreuz am Kappi und schau’n euch bloß blöd an. Ihr verzählt’s

genau den Schmarrn, den euch irgendwer verzapft. Ihr redet vom Frieden auf der Welt … ihr fühlt euch stark
in eurem Haufen, weil ihr es allein nicht zu etwas bringt’s. Eure Meinung ist so fehl am Platz wie der ZIMMERMANN in Bonn. Und das Schlimme an der Sache ist, so Langsam sind wir euch gewohnt … Keiner sagt was, keiner tut was. Alle rennen‘ s b Loß alle vorbei. Wenn ich vorm C & AGitarre spiel‘, kommt sofort die Polizei. … .
Jeden Tag werden’s ein paar mehr, halt‘ dein Schwammerl bereit, unsere Welt stinkt nach Faschisten, wir sind bald wieder so weit…
Wenn ein Lehrer … dann wird er suspendiert, wenn Jugend- liche haschen, wird ein Freizeitheim zugesperrt. Wenn ein Hund irgendwo auf den Gehsteig scheißt, ja dann regen wir uns alle auf, aber Nazis und Rassisten nehmen wir alle noch in Kauf.
Sogar in unserer Regierung sitzen solche umeinand, und die brauchen,ned einmal a Uniform anziehen, damit mans spannt … wir Deppen werd’n ned gscheiter, die werden immer wieder gewählt.
(Beifall)
Ich bin 8 Jahre demonstrieren gegangen und habe nie ein Erfolgserlebnis gehabt … Polizisten zusammenfallen lassen
… ich find auch, nicht immer ein Mörder ist, ich find auch, daß unter … Chaoten … bin auch der Meinung, daß sicherlich bei 3.000 oder 4.000 Demonstranten, 100 Chaoten dabei sind …
(Beifall)

Dann bin ich der Meinung, daß ich alles so sagen kann,
wie ich es mir denke, denn, wenn der Herr STRAUß heute in aller öffentlichkeit sagen kann, daß ich oder solche Leute wie ihr perverses Gehirn seid . . . weil wir seine Partei nicht wählen oder wir sind potentielle Verbrecher,
weil wir Kernkraftgegner sind, dann kann ich in aller

Öffentlichkeit durchaus sagen, daß er für mich ein dreckiger
Faschist ist …
(Beifall)

Ich sage jetzt das Gedicht auf …
Ihr verbuttert’s Milliarden, ihr sprengt’s in’d Luft . . .
sperrt’s junge Leut in Kasernen ein … züchtet‘ s Menschen ohne Hirn, ihr laßt … Behinderte um Renten betteln, führt euch wie Götter auf, habt’s Macht, ihr bestimmt’s, wer heute studiert und wer die Dreckarbeit macht. Macht’s Politik für ein paar Leut; die
euchh noch zahLt hab’n . . . ihr seid erpreßbar wie ein Kind, dem man

ein Guatl gibt daß’s schlaft leere Versprechen und halt’s doch nichts von

dem was sagt’s. Ihr seid’s noch überblieb’n von damals und halt’s die

alten Zeiten wach.

Früher haben’s Hitler g’heißen, Himmler,
heute heißen’s GEIßLER, STOIBER, STRAUß.
Früher waren’s Juden heute sind’s Türken,
Es kommt ja eh aufs selbe raus.
Ihr schürt’s den Haß von Millionen und sucht’s für eig’ne Fehler Leit
… die man verheizen kann wie damals und keiner merkt was ihr da treibt’s.
… ei … danke.
(Beifall)

hab einen Charly auf Jamaika kennengelernt …

Magst mir einen blasen? Nein, Charly, ich blas dir keinen und der Führerschein ist glaffa, blas mir einen, blas mir
einen, 2 Neger hat er g’habt, der Charly…GEIßLER…
Wäschetrockner … beschissen, Scheißdreck … Marihuana
des is koa Droge Marihuana, des Wachst bei mir dahoam im
Garten … Blumenkohl … zum Kotzen bin i ganga … war i
sitz blieb’n … 20 oder 30 scheißegal in meinem ganzen Leben
hab‘ ich noch nie s o einen Schepperer g’hört …
absolut voll Blut … der Tisch, die Wände … Scheiße … Schädeldecke … ohne Schädeldecke umeinanda Laufen, jetzt
schaut a jeder eini wahnsinnig g’freut hab‘, weil ich mir denkt hab,

stell‘ dir ma vor …
die hätten den CharLy einen blas’n, dem Herrn Heimut KOHL oder dem Herrn STOIBER oder so nem kleinen Deppen wie dem BÜrger- meister von Bad Reichenhall, des hätt’aufn Schlag nach Scheiße gstunga, die haben nur noch Scheiße im Kopf, die haben alle Scheiße im Kopf, die haben alle Scheiße im Kopf, sie
nehmen alles, was i brauch zum Leben, meine
Wiesen, meine Baum, meine Bleami, wenn’s
mir alles genommen haben und alles zubetoniert haben, gell, sogar den HimmeL, dann haben’s viel Kohle verdient …

… viel Kohle verdient und mit dem Geld …
ob die Welt einigermaßen in Ordnung ist, aber ich
habe dem Charly einen blasen .. 15 oder 20 …
scheißegal .. der Mond ist doch nicht so hell …
Dauer: Bis Zählwerk 275. Hier wurde abgebrochen.

Vermerk: Das Tonband vum 9. 3. 1988 wurde von mir am 30. 3.
1983 gemeinsam mit […] abgehört. Die
Niederschrift von 21. 3. 1988 wurde auf Seite 1, 2,
3, 5, 6, 8 ergänzt. Das Tonband wurde bis zum Schluß
abgespielt,
31. März 1988